
M. Beckmann: Artistin. Am Trapez, 1936, Privatsammlung, Photo: W. Bayer © VG Bild-Kunst Bonn, 2017
Museum Barberini
Das Bild als große Bühne
Neue Ausstellung widmet sich dem deutschen Maler Max Beckmann
Max Beckmann (1884-1950) gehört zu den bedeutendsten Malern der Klassischen Moderne. Die Ausstellung „Max Beckmann. Welttheater“ ermöglicht einen neuen Zugang zu einem der großen Ausnahmekünstler des 20. Jahrhunderts, denn sie rückt seine Theater-, Zirkus-, Varieté- und Jahrmarktmotive in den Fokus. Es ist die erste Ausstellung zu diesem zentralen Thema im Werk des Malers.
In den zwanziger Jahren stand Max Beckmann der Neuen Sachlichkeit nahe. Mit seinen schwarzen Konturen und leuchtenden Farben galt er später als Expressionist, der früh internationale Beachtung fand. Viele seiner berühmten Triptychen (drei einzelne Gemälde, die zusammen eine Einheit bilden) hängen in den Museen der USA. Darunter befindet sich das Schauspieler-Triptychon aus dem Fogg Art Museum der Harvard University, das im Zentrum der neuen Ausstellung im Museum Barberini steht.
Max Beckmanns Gemälde, Skulpturen und Druckgrafiken zeigen oft Szenen, die auf oder hinter der Bühne spielen: Zu sehen sind Varieté- oder Zirkusnummern, Schauspieler in der Garderobe oder Schausteller auf dem Jahrmarkt. Hinzu kommen Selbstportraits, die Beckmann als Clown oder Artist zeigen.
Für Beckmann ist die Rolle des Zuschauers eine Möglichkeit, das Weltgeschehen zu kommentieren und persönliche Erfahrungen zu verarbeiten. Beckmann griff die aus dem Barock stammende Idee auf, die das Weltgeschehen als scheinhaftes Spiel begreift, das auf eine dahinterliegende Wirklichkeit verweist. Der Maler fühlte sich den Menschen als aufrichtiger Berichterstatter verpflichtet, als Zeitgenosse, der das Leben auf der Straße und die gesellschaftlichen Gegensätze aufzeigen wollte.
Angesichts eigener Erlebnisse und der dramatischen Entwicklungen auf der politischen Weltbühne nach 1933 und während seines Exils in Amsterdam nach 1937 galt Beckmann das Welttheater als Sinnbild für das aktuelle Geschehen. Er suchte die Wahrheit hinter der Maskerade und dafür lieferten Zirkus und Theater die Vorlagen.
Nicht allein Beckmanns Motive, auch die Komposition und Malweise zeugen vom Zurschaustellen. In den zwanziger Jahren begann er, seine Bilder wie Guckkastenbühnen anzulegen. In einem flachen Raum wölben sich Figuren und Gegenstände dem Betrachter entgegen. Je leuchtender die Farben wurden, je freier die Malerei, desto flächiger und moderner seine Bilder. Durch auffordernde Gesten und provozierende Themen entwickelte er die seinem Werk eigene Ansprache. Sie fordert den Betrachter heraus und bleibt bis heute aktuell.
In Kooperation mit der Kunsthalle Bremen, die eine der größten Beckmann-Sammlungen Deutschlands besitzt, wurde die Ausstellung realisiert. Dazu kommen Leihgaben aus deutschen und internationalen Museen und Privatsammlungen. Unter den rund 112 gezeigten Werken sind auch zwei großformatige, bisher kaum in Europa präsentierte Triptychen aus den USA. K. Jung
Max Beckmann. Welttheater, 24.02.-10.06., Museum Barberini, Potsdam, Eintritt: 14 Euro, erm. 10 Euro, unter 18 Jahre und Schüler frei, www.museum-barberini.com