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Jette Joop
Jette Joop auf Abwegen
Die Designerin war Ehrengast beim Brandenburgball 2019 und engagiert sich in Potsdam
Sie trägt einen berühmten Namen, ruht sich jedoch keinesfalls darauf aus: Jette Joop ist mit einer Fernsehshow, Designlinien und karitativen Projekten national und international unterwegs. Die Designerin unterstützt das Kinderheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) „Heimatstern“ und war als Ehrengast beim Brandenburgball dabei. EVENTS-Redakteur Hannes Harthun sprach mit ihr über Stadtentwicklung, Familienleben und ihre Potsdamer Lieblingsplätze.
Sie waren Ehrengast des Brandenburgballs und nahmen als DRK-Botschafterin den Spendenscheck mit den Erlösen des Abends entgegen. Warum engagieren Sie sich für das DRK?
Das habe ich vor 13 Jahren begonnen. DRK-Präsident Seiters sprach mich an und ich habe mich sofort bereit erklärt, insbesondere etwas für Kinder in Krisengebieten und Krisensituationen zu tun. Kinder sind unsere Zukunft und sie tun einem auch am meisten leid. In 13 Jahren haben wir einige Projekte vorangebracht, unter anderem wurde mit Spendengeldern eine Schule in Brasilien gebaut. So ist auch die Kooperation mit dem Kinderheim „Heimatstern“ entstanden. Ich habe das Heim auch besucht und dachte: Wow, in der vermögenden Stadt Potsdam gibt es so eine Situation! Dort soll jetzt ein neues Kinderheim gebaut werden und dafür ist zusätzliches Geld dringend nötig.
Wie erleben Sie Ihre Besuche in dem DRKHeim Am Stern? Wie waren die Begegnungen mit den Kindern?
Es rührt mich wahnsinnig an, denn ich weiß, dass viele Kinder da sind, deren Eltern vorhanden, aber nicht mehr erziehungs-fähig sind, weil sie durch schwierige soziale Situationen abgerutscht sind. Wenn ich sehe, dass die Kinder hauptsächlich ihre Doppelstockbetten als Rückzugsort haben und wie viel die Pfleger und die Leitung leisten, dann möchte ich ihnen alles geben, was ich kann. Es kann beispielsweise an der Ausstattung einiges verbessert werden und das soll jetzt auch passieren.
Sie engagieren sich für ein Potsdamer Kinderheim. Hat das auch etwas mit Ihrer Verbundenheit mit der Stadt zu tun?
Potsdam ist ein Ort der Kindheit. Ich hab meine gesamte Kindheit ab drei Jahren in den Ferien in der DDR verbracht. Wir sind nicht nach Mallorca, sondern nach Potsdam zu Tante Ulla gefahren. Ich bin ost-west-sozialisiert. Mein erster Clubbesuch war mit 14 Jahren im Osten, da wurde ich für eine Westjeans kritisiert. Das waren Erfahrungen, die mich geprägt haben. Es gab auch Kinder, die nicht so viel hatten, aber die waren sehr glücklich, weil sie ein gutes Elternhaus oder eine intakte soziale Struktur hatten. Und wenn ich sehe, dass es das heute nicht überall gibt, dann können ein tolles Bett und ein schöner Teddy das nicht ersetzen, aber vielleicht ein bisschen Trost spenden. Die Erzieher setzen sich sehr ein in den Einrichtungen, wovor ich riesigen Respekt habe. Ich habe mich entschieden, dass ich zu diesem persönlichen Einsatz nicht in der Lage bin. Jemanden zu stabilisieren, dafür muss man absoluter Profi sein. Indem ich Aufmerksamkeit darauf lenke und Spenden sammle, tue ich, glaube ich, das Beste, was ich kann.
Ist Potsdam Kindheitsort geblieben oder fühlen Sie sich auch jetzt noch mit der Stadt verbunden?
Nein, ich finde, Potsdam ist nach wie vor ein Heimat- und Sehnsuchtsort für mich und ich würde mich sehr freuen, irgendwann in Potsdam etwas Besonderes zu machen, einen Platz zu finden. Potsdam ist ein familiärer Platz und bei mir hat sich der Wunsch aufgebaut, vielleicht etwas ganz Eigenes hier zu machen. Die Wiese hinter dem Bornstedter Friedhof ist ein Platz, wenn ich da stehe, habe ich das Gefühl von Freiheit, Kindheit, Kultur – alles gleichzeitig. Die Eichenallee hinunter zum Neuen Palais, die ist ganz zauberhaft. Es sind nicht nur Gebäude, sondern landschaftliche Gegenden, die mich faszinieren.
Gibt es noch andere Lieblingsorte in Potsdam, an die sie gern zurückkehren?
Ich bin extrem gern direkt vor der Glienicker Brücke. Wenn ich auf die gegenüberliegende Uferseite schaue, ist da eine Romantik, die mich sehr berührt. Wenn ich mir überlege, dass das mal eine geschlossene Brücke war die jetzt die Ufer miteinander verbindet, dann ist das ein schönes Gefühl. Als ich klein war, mussten wir auch die Grenzkontrollen in Staaken passieren. Da hatte ich als Kind immer Angst vorm Grenzübergang mit den Scheinwerfern und den Hunden. Das prägt einen.
Wie sehr hat Sie Potsdam beeinflusst in Ihrer Arbeit als Designerin?
Schloss Charlottenhof ist ein toller Schinkelbau. Diese Proportionen habe ich mir sehr häufig angeschaut. Ich weiß gar nicht, wie oft ich dort entlanggegangen bin. Generell haben die Schinkelbauten mein Architekturempfinden beeinflusst und ich habe immer versucht, das modern umzusetzen. Das Zweite, was ich feststelle, ist, dass aktuell ein gewisser Stil, ich würde es Ost-Stil nennen, modern wird. Da sind Formen aus der Stalinzeit, Formen aus der DDR und preußische Elemente in einer aufregenden Mischung verbunden. Dieser Stil findet sich gerade international wieder und da ist eine gewisse Spannung drin, die sehr modern ist.
Gibt es Dinge, die Sie sich für die zukünftige Stadtentwicklung in Potsdam wünschen? Was fehlt der Stadt Ihrer Meinung nach?
Mir ist aufgefallen, dass es sehr wenige Restaurants oder Hangouts gibt im Verhältnis zur Bevölkerung. In Berlin gibt es das viel stärker. Ansonsten ist Potsdam einfach wunderschön. Es ist einer der schönsten Plätze in Europa, ohne Zweifel.
Ihre Familie ist seit Generationen in Potsdam ansässig. Warum haben Sie sich dagegen entschieden, in Potsdam zu leben?
Zwischenzeitlich habe ich das gemacht, aber zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich das nicht mit meinen beruflichen Aktivitäten vereinbaren. Ich muss viel in Hamburg sein, aber im Horizont von fünf bis zehn Jahren kann ich mir vorstellen, in Potsdam zu leben.
Man konnte in den vergangenen Jahren viel über Auseinandersetzungen innerhalb der Familie Joop lesen. Wie ist die Stimmung aktuell nach der Beilegung des Streits über den Familiensitz?
(lacht) Das ist eine groß angelegte Frage. In jeder Familie ändert die sich zu Weihnachten, Neujahr und zwischendurch auch nochmal. Es ist so, dass mein Vater jetzt in dem Haus meiner Großmutter wohnt. Das hat er sich wunderschön umgebaut. Meine Schwester lebt gegenüber und meine Mutter wohnt da auch. Ich freue mich, dass es ein toller Platz für alle geworden ist. Die sind da, glaube ich, sehr glücklich und das ist sehr schön so.
Vielen Dank für das freundliche Gespräch. H. Harthun