
© 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc All Rights Reserved
Cyrano
Ein Gespräch mit Hauptdarsteller Peter Dinklage über seine Rolle als Cyrano, das neue Aussehen des Protagonisten und wie es war, zum ersten Mal vor der Kamera zu singen.
Der US-amerikanische Schauspieler Peter Dinklage blickte bereits auf eine langjährige Theater- und Filmkarriere zurück, als er 2011 mit der Rolle des ebenso scharfsinnigen wie trinkfreudigen „Halbmanns“ Tyrion Lennister in der Fantasyserie Game of Thrones zum internationalen Star avancierte. Nun spielt der 52-Jährige die Titelrolle des Filmmusicals Cyrano, basierend auf dem Riechkolben-Klassiker Cyrano von Bergerac. Das Drehbuch zum Film stammt aus der Feder von Dinklages Ehefrau Erica Schmidt.
Mr. Dinklage, was muss eine Figur haben, damit sie interessant für Sie ist?
Sie muss mich spontan ansprechen und sie sollte nicht wiederholen, was ich vorher gemacht habe. Ich mag es einfach, vom Bösewicht zum Helden und wieder zurück zu springen: „Oh okay, in diesem Film muss ich mit dem Schwert kämpfen und sogar singen. Warum nicht? Das habe ich noch nie gemacht!“ So vermeide ich, das Publikum zu langweilen und ich halte mich selbst bei Laune. Ich möchte nicht auf sich wiederholende Charaktere festgelegt werden. Das passiert vor allem, wenn man in einer Rolle besonders überzeugt hat. Die Zuschauer wünschen sich dann, dass man das immer wieder spielt. Aber das ist nicht das, was man selbst möchte. Ich möchte etwas völlig anderes ausprobieren. Zum Glück habe ich einen Job, bei dem ich diese Abwechslung finde.
Hat Ihnen Ihre Frau das Drehbuch auf den Leib geschrieben?
Nein, sie hat es nicht für mich geschrieben. Ursprünglich wurde Erica von einer Theatergruppe mit der Adaption des Bühnenstücks beauftragt. Sie hatte eine brillante Idee: „Okay, ich werde das übernehmen. Ich werde das Risiko eingehen und versuchen, auf die markante Nase von Cyrano zu verzichten. Und ich werde ein weiteres Risiko eingehen und ein Musical aus der Geschichte machen.“ Ich fand diese beiden Neuerungen sehr inspirierend und originell, aber auch risikofreudig. Schließlich liebt jeder diese Nase! Aber im Leben und vor allem in der Kunst geht es immer um Risiko. Manchmal scheitert man, manchmal ist man erfolgreich. Aber man wird nie erfahren, was passieren könnte, wenn man das Risiko gar nicht erst eingeht. Ich glaube, Erica war in dieser Hinsicht unglaublich originell. Wenn man die Nase wegnimmt, was bleibt dann noch von Cyrano übrig? Ein Typ, der wie viele von uns Angst hat, vor der Person zu stehen, die er liebt, und seine Liebe nicht erwidert zu bekommen.
Und die Musik?
Die Musik hat sich in die wunderschöne Romantik des Originalstücks hinein entwickelt. Jeder mag Liebeslieder. Es gibt nichts Romantischeres als ein Liebeslied, dessen rhythmische Natur unser eigener Herzschlag ist. Ich habe diese beiden Aspekte einfach geliebt. Und ich bettelte förmlich darum, bei dieser Produktion dabei zu sein. Die Leseproben fanden oft bei uns zu Hause statt. Und da ich Schauspieler bin, sagte ich: „Bitte, kann ich irgendetwas tun? Ich würde Kaffee servieren oder auch die kleinste Rolle spielen.“ Ich habe die Rolle des Cyrano ein paar Mal gelesen und ich habe sie überzeugt, dass ich für diese Rolle geeignet bin.
Ist es für Sie ein natürlicher Vorgang, vor der Kamera zu singen, oder mussten Sie sich dazu überwinden?
Das war sehr unnatürlich für mich, auf jeden Fall. Aber ich liebe Filmmusicals, von West Side Story bis Singin‘ in the Rain. Mehr als jede andere Art von Film haben sie die Fähigkeit, die Füße zum Wippen zu bringen und die Stimmung zu heben. Ich wollte es einfach ausprobieren – so gut ich eben kann. Ich kann singen, denke ich, auch wenn ich mich nie als Sänger gesehen habe. Das Einzige was zählt, ist, mit Leib und Seele bei der Sache zu sein. Einige meiner Lieblingssänger haben nicht unbedingt die schönsten Opernstimmen, aber sie haben Soul. Matt Berninger, der Sänger und Texter der Band The National, der die gesamte Musik für dieses Stück geschrieben hat, hat genau das und noch viel mehr. Anfangs war es sehr entmutigend und nervenaufreibend. Aber das ist es, wofür ich arbeite: Um herausgefordert zu werden und Risiken einzugehen.
Die Bühnenversion war die Grundlage für diesen Film. Sie haben bei den Aufführungen mitgespielt. Was war das für eine Erfahrung?
Es war Luxus, ein Workshop, der sich ständig veränderte. Und die Kritiker kamen nicht herein. Sie konnten uns nicht sehen und nicht bewerten. Es gab keinen wirklichen Leistungsdruck für uns. Am Ende haben wir mehrere Shows gespielt. Wir, aber vor allem Erica, hatten die Möglichkeit, am Stück zu arbeiten und es sich natürlich entwickeln zu lassen. Man lernt so viel von Aufführungen, man erkennt, was funktioniert und was nicht. Etwa ein Jahr später haben wir das Stück dann in New York City aufgeführt. Das war eine Show, für die wir viel aus den ursprünglichen Workshop-Produktionen gelernt hatten. Es war eine wahre Freude, all diese Grundlagen dann in den Film einfließen zu lassen.
Waren die Dreharbeiten ähnlich emotional wie der fertige Film?
Es war sicherlich eine emotionale Zeit für uns alle. Weltweit steckte jeder so tief in der Pandemie und war mit seinem Latein am Ende. Alle, sowohl die Schauspieler als auch die Crew, trugen ihr Herz auf der Zunge, denn für viele von uns war es der erste Job seit Beginn der Pandemie. Wir waren alle sehr aufgeregt und freuten uns, wieder dabei zu sein. Was wir auf dieser Welt am liebsten tun, ist Filme zu machen. Der ganze Dreh war von diesem Geist durchdrungen. Und ja, deshalb gab es am Set auch viele Tränen. Dann war da noch die Art der Geschichte. Wenn man diese beiden Faktoren kombiniert, waren Tränen an der Tagesordnung, ganz klar. A. Wesche
4 von 5 Sternen
Die Geschichte vom unglücklich Verliebten mit dem riesigen Gesichtserker mal ganz anders: als Musical – und ohne Megazinken. Cyrano ist in die liebreizende Roxanne verliebt. Aber er traut sich nicht heraus mit der Sprache, weil er kleinwüchsig ist und nicht an die Erwiderung seiner Gefühle glaubt. Stattdessen unterstützt er den feschen Christian beim Buhlen um Roxanne. Schwungvoll!
Musical, USA 2021, FSK 12, Kinostart: 03.03.