
© Herr von Lux
Kneipenchor
Potsdamer Kneipenchor – 50 Leute, Bock auf Singen und ein Bierchen in der Hand
Fast auf den Tag genau – vier Jahre nach der Initialzündung und Gründung des Potsdamer Kneipenchors sitze ich in Potsdam West in der Küche an dem großen Holztisch, an dem der PKC geboren wurde. Ein Gespräch mit Enrico Strunk, Isabel Sylla und Sana Kaiser über Wurzeln, Wünsche und Wachstum.
Gerade gab es ein großes Konzert zu eurem vierjährigen Geburtstag im Lindenpark. Wohin soll es als nächstes gehen?
Sana: Ich würde ja gerne mal in der Orangerie singen.
Isi: Oder in einer Kirche.
Das sind noch so viele Möglichkeiten.
Rico: Kirche mussten wir bisher ausschließen, weil es schwierig ist, da mit einem Bier in der Hand auf der Bühne zu stehen.
Isi: Aber von der Atmosphäre her wäre das sehr schön.
Gibt es einen Wunschauftrittsort außerhalb Potsdams?
Isi: Wuhlheide, Waldbühne, danach die Mercedes Benz Arena – immer kleine Ziele stecken. Aber auf der realistischen Ebene wären doch die Chorfestivals, die eigentlich geplant waren, aber jetzt leider durch die Pandemie ausfallen mussten, etwas, das man in Angriff nehmen könnte. Chorübergreifend an verschiedenen Orten Deutschlands auftreten.
Der Berliner Kneipenchor hatte vor einer Weile eine Kooperation mit Herbert Grönemeyer. Habt ihr was in petto?
Sana: Es gibt eine kleine Kiste, die kann geöffnet werden und da ist was Kleines drin. Aber wir dürfen noch nichts sagen.
Back to the roots: Wie ist euer Kneipenchor entstanden?
Sana: An genau diesem Tisch am 10.10.2017. Wir waren zu fünft und haben gejammt. Es gab das erste Glas Wein und ein zweites, die Lieder wurden emotionaler und unser Mut immer größer. So haben wir uns noch in derselben Nacht beim Lebendigen Adventskalender in Potsdam West angemeldet. Da standen wir dann zu siebt. Weil es so schön war, wollten wir danach weitermachen. Anfangs war es aber sehr schwer, Leute ranzukriegen. Aber irgendwann kamen noch mehr Freunde und Freunde von Freunden. Und dann brauchten wir einen Probenraum.
Rico: Anfang 2018 konnten wir dann im Freiland proben.
Und ihr wurdet mehr und mehr.
Sana: Wir hatten zu Beginn noch offene Mitsingproben und gefühlt bekamen wir jede Woche ein neues Mitglied.
Isi: Jeder der Bock hatte, durfte auch mitmachen.
Sana: Nach unserem ersten Kneipenchor-Geburtstags-Konzert im Kellermann ging es richtig durch die Decke. 2019 hatten wir sehr viele Veranstaltungen.
Isi: Das hat auch noch mal viele Leute angezogen.
Sana: Da hatte sich auch unsere Existenz herumgesprochen und wir wurden viel supportet. Etwa von Erwischt-Fotograf Ralph vom Stadtmagazin Events, der uns dann auch zu Radio Potsdam einlud. Dann wurde es zum Selbstläufer.
Wie kann man Mitglied im Potsdamer Kneipenchor werden?
Rico: Derzeit leider gar nicht, bei uns ist wieder Aufnahmestopp. Wir haben gerade neue Mitglieder aufgenommen, auch um frischen Wind reinzubringen.
Bei gut 50 Leuten ist das nachvollziehbar. Kann man euch denn buchen?
Sana: Privates machen wir nicht mehr, das wurde irgendwann einfach zu viel. Aber für offizielle Sachen kann man uns immer noch sehr gerne anfragen.
Wo probt ihr mit so vielen Mitgliedern?
Sana: Vor Corona konnten wir immer in den Clubmitte im Freiland, aber das geht derzeit nicht, weil die Abstände nicht eingehalten werden können.
Rico: Momentan dürfen wir im Lindenpark proben und dafür sind wir super dankbar. Aber da finden voraussichtlich in Zukunft auch wieder mehr Veranstaltungen statt. Da ist unser Probenmittwoch vielleicht nicht mehr so oft frei. Wir bräuchten also einen regelmäßigen Probenort, der immer der gleiche ist. Wir sind also für jeden Tipp dankbar.
Euer Repertoire ist ja mittlerweile ziemlich beeindruckend. Wer entscheidet bei euch eigentlich, welche Lieder gesungen werden?
Rico: Generell ist es so, dass sich jeder einbringen kann. Jeder kann ein Lied vorschlagen, aber dann ist es immer auch super, wenn der- oder diejenige es mit ausarbeitet und beim Vorspielen und -singen hilft. Das soll nicht einfach auf die Instrumentalisten abgewälzt werden. Und natürlich wird dann auch noch zusammen entschieden, ob die Mehrheit für den Song ist. Aber eigentlich haben wir bisher immer einen guten Konsens gefunden.
Im Vergleich zu anderen Chören: was ist das Besondere am Potsdamer Kneipenchor?
Rico: Auf jeden Fall unsere drei Gitarristen, die alle ihren eigenen Stil haben.
Isi: Nicht zu vergessen unser Mann am Cajón. Ein Zweiter wird gerade eingearbeitet. Außerdem haben wir Mitglieder, die uns am Keyboard, Saxofon und sogar an der Blockflöte unterstützen können. Das ist jedes Mal ein kleines Highlight.
Rico: Außerdem sind hier viele Freundschaften entstanden.
Isi: Ja, wir sind einfach eine Gemeinschaft. Man kommt zusammen, hat Spaß und trifft sich auch privat. J. Timm
Potsdamer Kneipenchor, 26.11., 20 Uhr, Theaterschiff, Eintritt: frei, www.instagram.com/potsdamerkneipenchor