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Reiko Käske
Reiko Käske kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit für den Lindenpark und findet, es sei zu still geworden
Reiko, wie hast du die vergangenen Wochen erlebt? War dir eher langweilig oder hattest du alle Hände voll zu tun?
Ich glaube, es wäre vermessen, wenn man sagen würde, es wäre alle Hände voll zu tun gewesen. Es ist schon komisch, wenn unten im Saal nichts passiert. Ich glaube, wir haben versucht, einfach alles, was es an anderen Möglichkeiten gibt, zu nutzen. Wir haben Livestreamkonzerte realisiert. Wir haben Bands die Möglichkeit gegeben, Videos zu drehen.
Wie wurden die Streams angenommen?
Gerade die Konzerte Ende letzten Jahres waren sehr schön. Wir hatten vor Weihnachten das Christmas Swing, das wirklich gut angenommen wurde. Auch Subway to Sally hat hier die Eisheilige Nacht produziert, die am Jahresende lief. Eine super Produktion, die, soweit wir von der Band gehört haben, auch gut angenommen wurde. Klar ist es so, dass alles, was digital läuft, schwierig ist. Es kann Livekonzerte natürlich nicht ersetzen. Aber die Künstler haben keine andere Wahl. Ich glaube, es ist wichtig, dass sie sichtbar bleiben, weil sie sonst in Vergessenheit geraten.
Könntet ihr euch vorstellen, die Livestreamkonzerte weiterzuführen?
Wir haben uns letztes Jahr ganz bewusst technisch so aufgestellt, dass wir das machen können. Das hilft uns, flexibel zu sein. Jede Band weiß, wenn sie einen neuen Song rausbringt, muss sie etwas haben, was sie im Netz zeigen kann. Wir können so eine Produktion unterstützen und noch ein Stückchen professioneller machen. Ob Livestreams in Zukunft auch geschaut werden, das ist eine spannende Frage. Ich weiß es nicht. Da gibt es die einen, die sagen: Ja, die Leute haben sich dran gewöhnt. Und die anderen sagen: Nee, sobald es wieder live geht, wollen die Leute live. Ich bin gespannt.
Was nimmst du Positives mit aus der Zeit?
Was ich mitnehme ist, dass man mehr miteinander geredet hat. Wir sind letztes Jahr auch zum Netzwerk Kultur macht Potsdam dazugestoßen, haben uns sehr eng mit anderen Häusern abgestimmt. Das ist eine sehr schöne Erfahrung.
Was war besonders schwer?
Das Schwerste war tatsächlich die Unsicherheit. Eine Sache, die letztes Jahr lange gedauert hat, war, bis verstanden wurde, dass es auch im Veranstaltungsbusiness um Verträge geht und dass es durchaus einen Unterschied macht, wer was absagt.
Wie sind die Pläne des Lindenpark?
Ich setze auf einen Open-Air-Sommer. Das ist, glaube ich, am realistischsten. Wir haben einiges in Planung. Wir werden auch eine neue Open-Air-Bühne errichten. Da wir hier in einem Wohngebiet sind, hoffe ich auf viel Verständnis von den Nachbarn. Grundsätzlich ist es so, dass die Ausnahmegenehmigungen für Open-Air-Veranstaltungen über das Jahr gesehen limitiert sind. Müssten wir uns daran halten, wäre es sehr bedauerlich. Da ist die Stadt gefordert.
Um Atmosphäre zu schaffen, braucht man Menschen. Wird es schwierig, Konzerte mit wenig Zuschauern zu realisieren?
Das ist eine Diskussion, die man auch führen muss. Nur weil man sagt, formal gesehen dürft ihr mit so und so vielen Leuten Veranstaltungen machen, heißt das noch nicht, dass alle Hurra schreien. Viele Veranstaltungen leben von dem direkten Kontakt.
Was möchtest du den Potsdamern noch mit auf den Weg geben?
Potsdam ist eine Kulturstadt. Kultur wird oftmals begrenzt auf Sanssouci und tolle Parks. Aber das ist es nicht. Es gibt eine ungeheure Kreativität hier. Es gibt so viele Menschen, die sich mit Kunst und Kultur beschäftigen, die das auch mit dem Publikum zusammen machen wollen. Das gilt es a) erstmal zu beachten und b) aber auch zu pflegen. L. Radke