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Astronaut
Fürs Träumen ist man nie zu alt
Ein Film über Kindheitswünsche und das Ergreifen von Chancen
Die Regisseurin Shelagh McLeod spricht im Interview über ihren Erstlingsfilm Astronaut und die ehemalige Astronautentrainerin der European Space Agency (ESA) Laura Winterling steht zum Thema Weltall Rede und Antwort.
Shelagh, was hat dich dazu bewegt, speziell diese Geschichte über das Weltall und Astronauten zu erzählen?
Shelagh: Ich traf einen sterbenden älteren Mann in einem Altersheim, wo ich meine Mutter besuchte. Er schaute zum Himmel hinauf und sagte mir, er suche nach einem neuen Ziel im Leben. Das rührte mich zu Tränen, und letztlich war er der Trigger für die Geschichte. Ich fragte mich: Was wollte dieser alte Mann tun? Was war sein Traum? Der Traum meines Vaters war es immer, ins Weltall zu reisen. Und auch ich wollte mein Leben lang schon ins Weltall. Also dachte ich: Vielleicht wollte dieser alte Mann das Gleiche. An dem Punkt fing ich an, Angus, die Hauptfigur, zu kreieren: Was für ein netter Kerl er war, aber auch, was seine Träume waren.
Ist es ein geheimer Wunsch von dir, Astronautin zu sein?
Shelagh: Nein, ich erzähle es jedem! Ich wäre jedoch die schlechteste Wahl dafür, eine Astronautin zu sein. Ich habe Asthma und Angst, aber ich würde so gerne ins Weltall. Das wollte ich schon immer. Das Weltall war mein Leben lang faszinierend für mich, genauso wie die Möglichkeit, hinaufzufliegen und zurück zur Erde zu schauen. Wir sind eine einzige fantastische Kugel aus Leben, aber es gibt so viel Weltraum da draußen. Ich wollte nie ein Tiefseetaucher sein oder ein Bergsteiger, aber ich wollte immer ins Weltall. Wenn ich die Möglichkeit bekommen sollte, würde ich es sofort tun.
Ähnlich wie im Film – würdest du auch bei einer Lotterie mitmachen?
Shelagh: Würde ich! Ich hätte zwar Angst, aber ich muss ins Weltall. Ich muss einfach. Ich wäre dumm, es nicht zu tun. Aber ich werde wahrscheinlich nie die Chance dazu bekommen. Ich bin fasziniert davon, was jenseits des Universums ist. Oder geht das Universum einfach für immer weiter? Es ist schwierig, dieses Konzept zu greifen, wenn man über Unendlichkeit spricht. Vielleicht sind wir als Menschen nicht dazu geschaffen, das zu verstehen.
Laura, was ist dein Traum?
Laura: Ehrlich gesagt möchte ich so viele Menschen wie möglich bewegen. Zurzeit habe ich durch die Vorträge und Gespräche die Möglichkeit, aber wenn ich die kleine Laura in mir antworten lasse, würde sie sagen: Sag‘s einfach, wir wollen ins Weltall, sag es! Und ja, ich will ins Weltall, weil man danach definitiv eine Menge Menschen bewegen kann. Es sollte nie ein selbstsüchtiger Traum sein, den man hat, weil man immer andere mit dem beeinflusst, was man tut. Also warum nicht etwas wählen, das andere Menschen auf die beste Art bewegt, die dir möglich ist?
Ist es möglich, dass so etwas wie die Fehleinschätzung von Hunderten Ingenieurprofis wie im Film passieren kann?
Shelagh: Fehler passieren. Wenn jemand sagt: Wie plausibel ist das? Würde ich sagen: Fehler passieren ständig, solche Fehler sind sogar schon passiert.
Laura: Ein Beispiel dafür ist The Challenger 1986, als der Shuttle explodierte. Er stand zu lange während Eiseskälte auf dem Boden, es bildeten sich schon riesige Eisbrocken an der Außenseite.
Es gibt immer Dichtungsringe, die verhindern, dass Wasser entweicht. Aber sie waren instabil geworden, und das wussten die Ingenieure. Aber das Management wollte die Deadline einhalten.
Woran könnte es liegen, dass viele Menschen ins Weltall oder Astronaut sein möchten?
Shelagh: Ich denke, Menschen möchten gerne Astronauten sein, weil sie nach Entdeckungen streben und nach Bedeutung und Verständnis suchen. Vielleicht ist es aber auch Neugierde, Faszination, ein Traum oder die Hingabe zu dem, was außerhalb der Erde zu finden ist. Ich bin ein massiver Unterstützer des Weltallprogramms. Viele meiner Freunde diskutieren mit mir, wo da der Punkt ist, die Steuergelder so zu verschwenden. Dann sage ich: Nein, es ist keine Verschwendung! Wir sind aus Schlamm herausgekrochen, sind aufgestanden als Menschen und dann sind wir von Land zu Land gereist. Wir haben Boote, Autos und Flugzeuge gebaut. Der nächste Schritt ist das Weltall. Es ist ein Grundbedürfnis.
Laura: Viele sagen an dieser Stelle: Tief in mir drin bin ich ein Kind, das nach etwas sucht. Aber ich glaube, sie sind wie du und ich. Sie denken: Oh, mit diesem Helm sehe ich so cool aus und ich kann alle Frauen und Männer haben, die ich will! (lacht) Das ist, was wir im normalen Leben tun, wir sollten hier ehrlich sein. Entweder wir jagen den nächsten Gehaltsscheck oder wir wollen ein größeres Auto. Wir sind Menschen. Es sind kleine Kinderträume, das muss man sagen dürfen. P. Majaura
4 von 5 Sternen
Ein Besuch im Weltall war der Lebenstraum des Bauingenieurs Angus, der nun mit 75 ins Altersheim abgeschoben wurde. Als ein privater Raumfahrtunternehmer eine Mitfluggelegenheit verlost, meldet sich Angus in letzter Sekunde an, wobei er sich deutlich jünger und fitter darstellt. Tatsächlich findet er sich in der Riege der potenziellen Kandidaten wieder.
Drama, Kanada 2019, Verleih: JETS Filmverleih und Vertrieb, FSK 6, Kinovorstellungen: 14.11., 16 Uhr, 15.11., 12.15 Uhr, Thalia Kino, Eintritt: 11,50 Euro, erm. ab 6,50 Euro