
© Sylvain Norget
China Moses
Ein Konzert der First Ladies des Jazz
Frauenpower zum Jahresbeginn ganz elegant, verspielt, groovig und cool
Julia Hülsmann und China Moses lassen ihre Stimmen erklingen und füllen den Großen Saal mit Klängen, die rhythmisch bis unter die Haut der Zuhörer dringen. Mitreißend wird durch die vielfältigen Melodien des Jazz geführt.
Jahrzehntelang ging es im Jazz – geschlechtertechnisch gesehen – schön übersichtlich zu. Doch die Zeiten, in denen die Chef-Positionen an Klavier, Bass oder Schlagzeug ausschließlich von Männern besetzt waren, sind passé. Die Berliner Jazzpianistin und Komponistin Julia Hülsmann erfüllt durch ihre experimentelle Ader den Raum mit verschiedenen musikalischen Klängen. So werden Songs und Lieblingslieder der kanadischen Singer-Songwriterin Feist bis zur britischen Electronics-Band Archive in wechselnder Besetzung spielerisch interpretiert. Drei ganz unterschiedlich gefärbte Voices von Aline Frazão aus Portugal, Live Maria Roggen aus Norwegen und Michael Schiefel aus Deutschland erzählen Geschichten, die unter die Haut gehen. Außergewöhnlich ist auch die wechselnde musikalische Begleitung. Einerseits als klassisches Klaviertrio, andererseits als Jazztrio, das sich aus gleich zwei Echo-Jazz-Preisträgerinnen (Eva Kruse und Eva Klesse) äußerst prominent zusammensetzt. Zu späterer Stunde wird mit China Moses nicht nur eine echte Jazz- und Soul-Lady, sondern auch eine mitreißende Entertainerin die Bühne betreten. Verschiedene Klänge verschmelzen miteinander, ein eleganter Mix aus Soul, R’n’B, Jazz und Pop entsteht. Mit ihrem neuen Album Nightintales, das erstmals ausschließlich eigene Songs enthält, erzählt China Moses vom Rausch der Liebe und ihrem bitteren Ernst, von Lastern und Leidenschaften, von Aufbruch und Mut. So hat sie sich aus dem Schatten ihrer Mutter Dee Dee Bridgewater gelöst und ist ihren eigenen Weg gegangen. Jetzt ist die Sängerin eine feste Größe auf den großen Jazzfestivals. Ihre Stimme, musikalisch so funkelnd wie ein Sternenhimmel in einer eiskalten Winternacht, lässt den Januar schwungvoll ausklingen. Hier werden schon am Anfang des Jahres schöne Erinnerungen gesammelt, die mit Motivation nach vorne blicken lassen. M. Bachert
Ladies’ Jazz Night, 26.01., 19.30 Uhr, Nikolaisaal, Eintritt: ab 10 Euro, www.nikolaisaal.de