
© Thomas M. Jauk
HOT
Vom Klassiker bis zur Uraufführung
Es wird wieder vielfältig auf dem neuen HOT-Spielplan
Auch in dieser besonderen Zeit liefert das Ensemble vom Hans Otto Theater wieder einen Premierenreigen. In diesem Monat muss eine Jury über ein Denkmal entscheiden, Jugendliche die Wende erleben und Königin Elisabeth ein schweres Urteil fällen.
Ein Denkmal
Zu Ehren der Friedlichen Revolution soll im Stadtzentrum ein Denkmal errichtet werden. Vier stadtbekannte Menschen treffen zu einer Jurysitzung zusammen, um aus drei Denkmalentwürfen einen auszuwählen. Aber ihr Austausch über die Revolution ist nicht so friedlich wie der Umbruch selbst. Die anfangs simpel erscheinende Angelegenheit fördert Feindseligkeiten zutage. Alle haben persönliche Ansprüche, eigene Bilder der Vergangenheit und vor allem: eigene Versionen der Gegenwart. Julia Schoch fragt in ihrem Auftragswerk für das Hans Otto Theater: Gibt es eine kollektive Erinnerung – und wenn ja, lässt sie sich verwalten? Wem gehört die Erinnerung und wem die Stadt?
Die Jury tagt, Uraufführung 02./03.10., 19.30 Uhr, Hans Otto Theater, Eintritt: ab 14 Euro, erm. ab 10 Euro
In Zeiten des Umbruchs
Sie sind 16 – und vor ihnen breitet sich das Leben aus. Doch ihr Land, die DDR, liegt im Sterben. Es ist der Sommer 89. Auf den Demonstrationen wird erst Freiheit gerufen, aber bald schon vor allem: Deutschland und Westgeld. Während die Jugendlichen Musik machen und nachts in Kneipen darüber nachdenken, ob zwischen dem einen stupiden System und dem nächsten, vermutlich genauso stupiden System noch etwas anderes möglich sein könnte, drängen immer mehr Glatzen mit Baseballschlägern auf die Straße und verprügeln Ausländer. Man muss sich entscheiden: Entweder du stehst links oder rechts, bist Punk oder Fascho. Und dann ist plötzlich die D-Mark da, die ganze Stadt wird mit Werbelogos für Coca-Cola oder Marlboro zugekleistert. Der Kapitalismus überrollt das Land. 89/90 beschreibt aus der Perspektive von Jugendlichen in flirrendem, atmosphärisch dichtem, auch lakonisch witzigem Ton ein Land im radikalen Wandel. Es geht um eine wilde, schwindelerregende, hochpolitische Zeit zwischen Altem und Neuem, Verheißung und Desillusion.
89/90, Premiere 23./24.10., 19.30 Uhr, Reithalle, Eintritt: 23 Euro, erm. 16 Euro
Zum Tode verurteilt
19 lange Jahre ist Maria Stuart schon die Gefangene der Königin Elisabeth. Des Gattenmordes verdächtigt und Flüchtige im eigenen Land, suchte sie einst bei ihrer englischen Verwandten Schutz. Doch anstatt diesen zu gewähren, setzte die protestantische Königin die katholische Rivalin fest. Zu groß war Elisabeths Angst, Maria könnte den englischen Thron für sich beanspruchen. Zwei Frauen zeichnet Schiller in seinem Werk: auf der einen Seite die von Angst getriebene englische Königin, die unbedingt frei und unabhängig bleiben will und dafür mit Einsamkeit bezahlt; auf der anderen Seite steht die sinnliche Gegenspielerin, die sich ihre Weiblichkeit zunutze macht und mit allen Mitteln um ihr Leben kämpft. J. Zimmermann
Maria Stuart, Premiere 30./31.10., 19.30 Uhr, Hans Otto Theater, Eintritt: ab 14 Euro, erm. ab 10 Euro, www.hansottotheater.de