
© Olaf Heine
Mit ihren bewegenden Texten und mitreißenden Melodien haben Silbermond sich in die Herzen der Hörer:innen gesungen und zählen seit Jahren schon zu einer der erfolgreichsten Bands Deutschlands. Im August kommen sie ein zweites Mal mit ihrer Erfolgstour „Auf Auf“ nach Potsdam. Wir haben mit Stefanie Kloß und Schlagzeuger Andreas Nowak gesprochen.
Euer erstes Album „Verschwende deine Zeit“ ist vor fast genau 20 Jahren rausgekommen. Es ist in dieser Zeit unglaublich viel passiert. Wie blickt ihr denn auf diese Zeit zurück?
Stefanie: Wir haben festgestellt, dass sehr viele andere Menschen immer Lust haben zurückzuschauen, aber wir sind eher im Jetzt. Seit Corona ist es zumindest bei mir noch stärker so. Die Zeit hat uns gezeigt, dass wir einige Dinge nicht voraussehen können und es umso wichtiger ist, dass wir den Moment, den wir jetzt haben, sehen. Aber wir sind in jedem Fall dankbar. Wir sind wahrscheinlich eine der wenigen deutschen Bands, die es noch gibt, die sich noch gut leiden können und die immer noch Lust haben, zu spielen. Der Sommer dieses Jahr ist so voll und vieles ist schon ausverkauft — bei euch in Potsdam ja auch schon — dass wir uns als Band sehr glücklich schätzen können.
Gab es in der Zeit eine große Herausforderung für euch?
Nowi: Im Prinzip ist jedes Lied und Konzert eine Herausforderung — aber ich meine das im positiven Sinn. Das ist ein bisschen wie beim Sport. Das ist kein Durchläufer, sondern eine schöne Herausforderung. Klar, Corona war eine andere Herausforderung, aber der konnten wir uns zum Glück stellen.
Ich kann mir auch vorstellen, dass es schwierig ist, als Band Songs zu schreiben. Wie läuft das denn bei euch ab?
Stefanie: Bei uns ist es so, dass jeder seine Kreativität an unterschiedlichen Stellen einfließen lässt, sodass sich immer derjenige an den Stellen einbringt, wo er am stärksten ist. Bei Nowi ist das ganz stark bei Fotos und Videos. Was das Songwriting angeht, ist Thomas bei uns der kreative Kopf und hat sehr viele Melodieideen. Viele Geschichten sind natürlich auch durch mich geprägt. Aber im Großen und Ganzen reden wir viel darüber, was uns momentan beschäftigt. Wir sind eine Band, die beobachtet und besonders auch auf zwischenmenschliche Töne achtet. Zum Beispiel, wie wir uns als Menschen verändern nach einer Phase, die uns allen sehr schwerfiel. Was hat das mit uns gemacht? Das haben wir mit der „Auf Auf“-Platte beleuchtet.
Auf eurem neuen Album gibt es auch den gleichnamigen Song „Auf Auf“, in dem es vor allem darum geht, einfach zu leben und auf das Leben anzustoßen. Habt ihr aber auch geplant, irgendwann irgendwo anzukommen? Also was ist euer Ziel?
Nowi: Am Ende ist es für uns das Ziel, einfach gute Musik zu machen und das spornt uns auch an, jedes Konzert so gut wie möglich zu gestalten — für uns, unseren Stolz und unseren Anspruch. Das ist das einzige Ziel, was man noch realistisch haben kann und das ist auch ein schönes Ziel, einfach zu musizieren.
Stefanie: Ich glaube, dass es doch eigentlich am schönsten ist, wenn man am Ende des Tages sagen kann, ich habe heute was gemacht, was mich erfüllt und womit ich im weitesten Sinn glücklich bin. Glücklich ist ein sehr großes Wort. Wenn man gefragt wird, ob man glücklich ist, bejaht man das, aber eigentlich gibt es immer Probleme, die man gerade hat. Aber ich glaube, wenn man es herunterbricht, ist es das größte Ziel, dass du Dinge tust, die dich erfüllen. Ich glaube daran, dass jeder etwas hat, was man gut kann und was man gerne macht. Am Ende des Tages muss es das Ziel sein, zufrieden zu sein. Wenn wir als Band auf uns gucken, dann ist es schön, dass wir immer noch sagen können, dass wir uns gut leiden können und Lust haben, zusammenzukommen.
In eurem Song „Wenn’s am schönsten ist“ singt ihr darüber, dass man den Moment einfach mal genießen soll. Welchen Moment würdet ihr gerne nochmal erleben und für einen Augenblick genießen?
Stefanie: Manchmal bin ich sehr unromantisch, denn wir können die Uhr sowieso nicht zurückdrehen. Für alles gab es einen Grund, weil eben bestimmte Umstände so waren wie sie waren. Bei uns als Band gab es Momente, wo wir viele Preise gewonnen haben oder sehr bekannt geworden sind. Da haben wir uns natürlich mehr Druck gemacht, weil wir genau wussten, jetzt schauen die Leute auf uns. Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass wir das mit mehr Leichtigkeit genommen hätten. Aber es war schon gut, dass wir damals mit einer gewissen Naivität rangegangen sind. Ich bin zufrieden, dass ich die Tour dieses Jahr genießen kann, wie noch nie zuvor, weil ich mittlerweile einfach mehr Erfahrung hab — was beispielsweise meine Stimme angeht, weil ich sie mehr unter Kontrolle habe und dadurch auch innerlich ruhen kann. Und das ist ja auch eine Qualität, die man haben kann, ohne Dinge in der Vergangenheit zu bereuen oder ihnen hinterherzutrauern.
Vor fast 20 Jahren kam nicht nur euer erstes Album raus, sondern ihr hattet damals auch euer erstes Konzert in Potsdam. Erinnert ihr euch denn noch daran?
(Stille)
Nowi: Naja, es ist ja auch schon 20 Jahre her. Das ist eine fiese Frage (beide lachen)
Stefanie: Große Überschrift: „Silbermond sind ignorant und können sich nicht an ihren Auftritt erinnern“. (lacht) Was ich aber noch weiß, ist, dass wir immer, wenn wir rund um Berlin spielen durften — also in großen Städten, die nicht Bautzen waren — sehr dankbar waren. Gerade bei unserer ersten Tour. Ich meine, wovon träumt denn jede junge Band? In den Nightliner zu steigen, auf Tour zu gehen und zu spielen!
Nowi: Ah! Warte, war das der Platz vor dem Mercure Hotel? War das das erste Mal? Ich muss immer an das Konzert dort denken, wenn ich ins Barberini gehe. Dann gehe ich daran vorbei und erinnere mich zurück.
Du gehst also häufiger ins Barberini? Was könnt ihr noch in Potsdam empfehlen?
Nowi: Potsdam ist eine tolle Stadt mit ganz, ganz lieben Menschen. Es ist sehr erholsam und einfach wunderschön. Alle, die ich nach Potsdam schicke, kommen immer mit einem breiten Grinsen zurück.
Stefanie: Das stimmt. Es gibt auch viele, die sagen „Ist ja schön und gut in Berlin, aber wenn ihr wirklich Quality-Time haben wollt, dann geht nach Potsdam!“ Das ist ja wirklich ein offenes Geheimnis und stimmt natürlich. Es ist einfach ein schönes Fleckchen Erde und GZSZ wird da gedreht — deswegen mag ich’s auch (lacht). Wenn man sich mal die Zeit nimmt und rausfährt und dann den ganzen Tag in Potsdam ist, dann kommt man wirklich ganz anders in die Stadt zurück. Das ist so ein bisschen die kleine Auszeit von der Großstadt.
Worauf können sich eure Potsdamer Fans denn im August freuen?
Stefanie: Das ist ja unser zweiter „Auf Auf“-Sommer und wir haben uns ein bisschen was Neues überlegt. Wir haben eine Menge Songs auf der Setlist, die die Leute bestimmt auch kennen. Aber im Großen und Ganzen ist es uns wichtig, dass die Leute nach Hause fahren und sagen „Das hat sich jetzt gelohnt. Das war ein guter Abend!“ L. Müller
Silbermond „Auf Auf — Sommer 2024“ Tour 2024, 03.08., 20 Uhr, Waschhaus, das Konzert ist ausverkauft, www.waschhaus.de